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Am Walzwerk - Kautschukstraße

Nach Abschluss seiner kaufmännischen Lehre ging Franz Clouth zur weiteren Ausbildung nach Antwerpen, Brüssel und London. Einer Anekdote nach soll er in England erstmalig mit dem neuen Material Kautschuk in Berührung gekommen sein. 1860 kam Clouth nach Köln zurück, wo er zunächst Vertretungen für verschiedenste Artikel unterhielt, u.a. auch eine Vertretung für englische Gummiartikel.

Da er vom Rohstoff Kautschuk fasziniert war, und auch die weitreichenden Möglichkeiten frühzeitig erkannte, befasste er sich nach kurzer Zeit nur noch mit diesem Werkstoff. Er bereiste Produktionsplätze im In- und Ausland, informierte sich über die Fabrikation und begann 1864 in kleinen Verhältnissen selbst zu produzieren. Er gründete eine der ersten Gummifabriken in Deutschland.

Die wichtigste kautschukliefernde Pflanze ist der Gummibaum „Hevea brasiliensis“ . Bis Anfang des 20. Jahrhunderts beherrschte dieser Wildkautschuk den Markt, später wurde er vom Plantagenkautschuk (ebenfalls ein Naturkautschuk) verdrängt.

Der erste Kautschuk kam im 18. Jahrhundert aus dem Amazonasgebiet nach Europa. Da er wenig Festigkeit aufwies, empfahlen englische und französische Chemiker, sich des Gummis zu bedienen um Bleistiftstriche auszuwischen. Ende des 18. Jahrhunderts konnte man in den Papierhandlungen kleine Kautschukwürfel kaufen, die ersten Radiergummis. Die Nutzbarmachung des elastischen Kautschuks verursachte zu dieser Zeit noch viele Schwierigkeiten, die Masse war klebrig und nicht leicht zu verarbeiten. Diese Schwierigkeiten wurden überwunden, als man entdeckte, dass sich der zerschnittene und ausgewalzte Kautschukunter dem Einfluss von Mäßiger Hitze in eine zähe Masse verwandelte, die seine Elastizität vorübergehend aufhob und ihm in diesem Zustand jede beliebige Form gegeben werden konnte.

Rohrkautschuk wird einem Innenmischer zugeführt

Anekdoten die sowohl dem Engländer Dunlop als auch dem Amerikaner Goodyear zugeschrieben wurden, sagten, dass ihnen beim Experimentieren ein Stück Kautschuk auf eine heiße Herdplatte gefallen waren. Diese Stücke wurden nicht weiter beachtet, aber als man am Ende der Experimente sich dieser Stücke annahm, wiesen sie völlig anderen Eigenschaften auf (Bleibende Form, hohe Elastizität, größere Festigkeit) als der rohe Kautschuk. Na ja…?!

Tatsache ist allerdings, dass Goodyear erkannte, dass man durch Zugabe von Schwefel und hoher Temperatur eine Gefügeumwandlung erreichte, so dass er tatsächlich die oben beschriebenen Eigenschaften erhielt. Dieses Verfahren nannte man Vulkanisation.

Ende des 19. Jahrhunderts schnellte der Preis für Naturkautschuk aufgrund des steigende Bedarfs in die Höhe. Die Bayer-Werke suchten nun ein Verfahren zur Herstellung künstlichen Kautschuks Clouth war an den Versuchen maßgeblich beteiligt und verarbeitete den Synthese-Kautschuk schon recht bald zu Fertigerzeugnissen.

Zwischenzeitlich wurden weitere Synthese-Kautschuke erfunden, die jeweils unterschiedliche Eigenschaften aufwiesen. Der Ersatzstoff ersetzte zunehmend den Naturstoff. 1994 lag der weltweite Kautschukverbrauch von Synthese-Kautschuk bei 14,4 Mio.t, der von Naturkautschuk nur noch bei 5,4 Mio.t.

Und der „Hunger“ nach Kautschuk wächst immer weiter, 2020 lag der weltweite Synthesekautschukverbrauch bei knapp 15 Mio.t, der von Naturkautschuk bei 12,7 Mio.t.

Größte Abnehmergruppe ist die Automobilzulieferindustrie (Reifen, Dichtungen, Schläuchen, etc) gefolgt von der Schuhindustrie, der Schlauchfertigung und der Hygieneartiel (Latex).

Der wachsende Bedarf an Gummi stellt die Weltbevölkerung vor eine große Herausforderung. Südostasiatische Farmer holzen für den Anbau von Kautschukplantagen einheimische Wälder ab, was zur Zerstörung der Artenvielfalt führt. Des Weiteren sind die entstandenen Monokulturen sehr anfällig für Krankheiten, was wiederum zum Erliegen der Wirtschaft führen könnte. Doch die Industrie ist abhängig von Gummi und der Kautschukboom bringt vielen Menschen in Asien Wohlstand.

Die Weiterverarbeitung des Kautschuks zu Gummi fand in der Gummimischerei statt, bei Clouth Walzwerk genannt. Das sog. Walzwerk befand sich direkt hinter diesen Gebäuden, daher der Straßenname „Am Walzwerk“. Informationen zum Walzwerk (Gummimischerei) erhalten Sie an der Station 8.

Die fertige Mischung wird auf einem Stockblender homogenisiert